Zeitzeugnisse
Reinheim – Ausgezeichneter "1862er Rothwein"
In den Jahren nach 1830 kam es in Reinheim zu einer intensiven Wiederbelebung des Weinbaus. In den 1850er und 1860er Jahren erreicht hier der Weinbau, beeinflusst von den Nachbargemeinden Bliesmengen und Habkirchen, seine Blütezeit. 1864 wird dem Wein aus Reinheim eine besondere Ehre zuteil. „Anlässlich des landwirtschaftlichen Bezirksfestes zu Medelsheim wird der ausgestellte Reinheimer Blieswein aus den Jahrgängen 1857, 1862 und 1863 von der Expertenkommission wegen seiner vorzüglichen Güte ganz besonders gerühmt, sowohl der weiße als auch der rothe Wein.“ Georg Florsch von Reinheim erhält für 1862er weißen und 1863 rothen Blieswein von vorzüglicher Qualität eine Wingertsäge und Mischo, Adjunkt von Reinheim, für ausgezeichneten "1862er rothen Wein" eine Wingertschere. Im landwirtschaftlichen Blatt der Pfalz von 1864 heißt es weiter, dass dieser Wein wegen seiner Reinheit und seines im Verhältnis zur Güte ganz billigen Preises bestens empfohlen werden kann. Der Rebanbau im saarländischen Teil des Saar-Blies-Gaues, nach seiner Blütezeit in den 1850er und 1860er Jahren, bleibt auch Reinheim Anfang des 20. Jahrhunderts nicht von der Reblaus verschont. Ein großer Teil der Anbauflächen wird aufgegeben. Weinbau findet allerdings noch bis in die 1920er Jahre statt. Erst der kalte Winter 1927/28 beendet die Ambitionen der meisten Weinbergbesitzer in Reinheim.
Rechts im Bild das um 1860 erbaute Weinberghäuschen (ital. Trullo).